Freie Redner Ausbildung mit IHK Zertifikat

Kürzlich fiel mir beim Stöbern im deutschen Netz Unmengen von Websites auf: darauf das obligatorische Foto des Eigentümers oder der Eigentümerin mit der Beschriftung „IHK (Industrie- und Handelskammer) Freie/r Trauredner/in“. Wie um Himmels Willen mag jemand, sich mit dem Titel schmücken!? Die neuralgische Suche nach noch mehr Sichtbarkeit im Web, von den Kosten der Ausbildung zum Freien Hochzeits- oder Trau- Redner mal abgesehen, wird immer schlimmer. Bei einer Recherche für einen freien Redner mit Ausbildung in Deutschland erwarte ich, wenn ich so sagen darf, etwas Graziles. Ich suche doch die Persönlichkeit, die mich am Tag meiner Hochzeit begleiten darf. Vielleicht möchte der Herr oder die Dame mit der obengenannten Nomenklatur (Freie Redner/in Ausbildung mit IHK Zertifikat), mich von seiner/ihrer Kompetenz überzeugen…

Wörter wie „Industrie“, „Handel“ oder „Kammer“ erwecken in mir jedoch unpassende Bilder. Sie haben im Zusammenhang mit meinem Anliegen (in dem Fall, meine Liebste zum Altar zu führen) eine falsche Konnotation. Ich versuche, mich mit dem Titel anzufreunden und spekuliere…

Herzkammer. Meiner Herzdame hatte ich letztes Jahr bei uns zuhause die Frage aller Fragen gestellt. Und zwar eifrig – industrius – würde Caesar (frag-caesar.de) diese Aktion auf Latein beschreiben. Dabei habe ich in unserer Speisekammer inbrünstig, frenetisch und stürmisch gehandelt. Sie – meine andere Hälfte – war von dem Heiratsantrag so überwältigt, dass ihr Herz hammermäßig anfing, Blut von der linken Herzkammer (Ventrikel) durch den Kreislauf und wieder zurück zu pumpen. Es war einfach ein „WOW und BÄM-BÄM-Moment“. Übrigens: „WOW und BÄM-BÄM-Moment“ heißt die Internet-Präsenz einer/s Trauredners/in mit IHK-Zertifikat.

Freie Trauredner Ausbildung in Deutschland mit IHK Zertifikat

Im Ernst, bei der Geschichte möchte ich zugeben, dass es ein wenig ironisch gemeint ist. Berufe mit IHK-Abschluss sind ehrenhaft. Mit einem IHK-Zertifikat belegt der Inhaber, dass er sich im zertifizierten Themenfeld berufs- und praxisnah weitergebildet hat. Nicht jeder muss unbedingt ein Akademiker sein, um ein paar wohlwollende Worte an das Brautpaar zu richten. Freie Trauredner können MIT Ausbildung, aber auch OHNE IHK Zertifikate ihre Dienstleistungen bieten.

Auf der Homepage einer Agentur mit IHK-Lizenz steht, Zitat: „Zu uns kommen Neueinsteiger und erfahrene Redner, um sich individuell fortzubilden. Dabei arbeiten wir an der fachlichen Expertise und darüber hinaus an der individuellen Potenzialentfaltung. Das macht die Seminare zu etwas ganz Besonderem - und diese Aufgabe für uns so überaus erfüllend und verantwortungsvoll“.

Trotz aller Anerkennung, muss das Internet wirklich mit IHK-Trauredner/innen überflutet werden? Eine andere Ausbildung Agentur prahlt in den sozialen Netzwerken, erfolgreich 100 Trauredner pro Woche zu verabschieden – mit IHK-Zertifikat versteht sich.  Wie lange braucht jemand, um Trauredner/in zu werden, frage ich mich? Von 3 x 3 Stunden am WE bis 90 Stunden, wie in dem Fall der oben zitierten Agentur.

Diplom Theologe

Hallo ihr lieben! Darf ich mich vorstellen ... Ich bin Dipl.-Theologe. Also KEIN Freier Redner mit Ausbildung und IHK Zertifikat in Deutschland, sondern jemand, der euch trotzdem professionell begleitet und Kosten effizient ist. Wobei den Dipl.-Titel lasse ich mal weg. Er sagt nichts über meine Fähigkeiten außer, dass ich irgendwann eine Uni besucht habe.

PS: Trauredner, Hochzeitsredner oder Freier Redner nenne ich mich nur Google zuliebe. Ich bin Zelebrant, ich zelebriere.

Freie Trauung in Italien: Wie heißt „Freie Trauung“ auf Italienisch?

Was ist eine Freie Trauung

Bild: Emily&Michael

Wie heißt "Freie Trauung" in Italien? Ausgiebige Recherchen und die Suche nach Informationen im Internet sind für die meisten von uns zur täglichen Routine geworden. Wer in den heutigen Tagen seine Hochzeit in Italien plant und sich auf die Suche nach Dienstleister für seinen schönsten Tag begibt, geht standardgemäß ins Internet und googelt. Tippt man das Keyword „hochzeit“ in der Suchleiste ein, bekommt man innerhalb von Millisekunden ungefähr 98.400.000 Ergebnisse: Alles für den schönsten Tag – Location, Floristen, Band, Schmuck, und… „was ist eine Freie Trauung?“ Wieso erscheint der Begriff so oft in Frageform?
Ganz simpel. Auf zahlreichen Plattformen und Internetseiten von Trauredner gibt es den obligatorischen Standard Beitrag, der uns erklärt, was das ist. Immer unter der Rubrik: „Was ist eine Freie Trauung?“ Ich verzichte also auf meine eigene erleuchtende und überflüssige Erklärung und möchte mir in Negativform die Frage stellen: Was eine „Freie Trauung“ nicht ist.

Eine Freie Trauung in Italien
Die deutsch-amerikanische Hochzeit am Comer See letztes Jahr: Der italienische DJ wusste wenig darüber, was hier gleich passieren wird. Er zeigte mir die Song-Liste und fragte mich erstaunt, was ich bei der Veranstaltung für eine Funktion innehabe. Ich erklärte ihm, dass ich eine „Freie Trauung“ (it: matrimonio libero) durchführen werde. Seine Reaktion war, als wäre ich von einer anderen Galaxie gelandet…
Nun war „Freie Trauung“, trotz mot-à-mot-Übersetztung, kein Begriff für ihn. Also musste ich ihm eben erklären, was eine „Freie Trauung“ nicht ist. Keine Hochzeitsparty nach der Kirche, keine elegante Feier unter Freunden am Ufer des Comer Sees, keine Junggesellen Abschiedsparty, keine Bridal-Shower-Party oder Ähnliches. Auch die Synonyme, die mir einfielen, halfen nicht weiter. Schließlich erklärte ich ihm, dass die Braut aus Amerika kommt und dort ist es in der Mode, nicht in einer Kirche zu heiraten. „OK, un matrimonio all’americana!“. Das wusste er: Eine „Trauung auf amerikanische Art“. Und wie oft werden solche „amerikanische Hochzeiten“ am Comer See gefeiert, wollte ich wissen. „Bei uns heiraten Leute in der Kirche“, war seine lapidare Antwort.

Und mir wurde abermals bewusst, wie toll es sei, in einem Land zu leben, wo interkulturelle, interkonfessionelle und humanistische Bewegungen sich treffen und gegenseitig beeinflussen. Etwas „Freies“ zu gestalten, ja sogar eine Trauung durchzuführen – die traditionellerweise nur von den Kirchen bzw. Standesämter zu vollziehen seien – ist Realität geworden.