Cerimonia simbolica in italiano e tedesco

Una cerimonia simbolica in italiano e tedesco nel castello Seehof

Gabriella & Daniel

Ich habe viele Trauungen im Laufe meiner Zelebranten-Laufbahn  erlebt und dabei immer versucht, die Gedanken zu erraten, die durch die Köpfe der Eltern in der unmittelbaren Zeit vor der Trauung gehen.

So ein Tag war heute im Schloss Seehof bei Bamberg: Es regnete – dieser fiese Regen, grau und monoton und endlos. Bei Ankunft liefen 3 andere Paare durch den Innenhof des Schlosses, um vielleicht doch noch ein schönes Bild als Erinnerung zu ergattern. Alle irgendwie frustriert – verständlich.

Mein Brautpaar fand ich in dem linken Flügel des Schlosses, dort wo sich die Tür zu einer winzigen Kapelle befand. Während die beste Freundin der Braut und Trauzeugin mich begrüßte, standen die Gäste rund um das Brautpaar und schossen Fotos mit ihren Handys. Und da stand Carmelo – der Brautvater.

Ganz, ganz stolz auf sein Mädchen, la sua bambina. Ich hatte vorher noch nie so einen stolzen Papa gesehen. Den Regen hatte Carmelo (glaube ich) gar nicht wahrgenommen. Er hatte Augen nur für SIE.

The walk down the aisle

Schade nur, dass der Weg zum Altar in der winzigen Kapelle zu kurz gewesen wäre. Kennt ihr das, fünf – bis sechs Meter. Da hat die Braut kaum Zeit sich einmal nach links, einmal nach rechts umzuschauen. Fünfundzwanzigodermehrjahre hat Carmelo darauf gewartet um, nun nur für zehn Sekunden seine Bambina down the aisle zu begleiten. Nein.

Wir hatten diesen barocken Durchgang im Innenhof zur Verfügung, ca. 40 oder 50 Meter lang bis zur Kapellentür. Ich habe all die Fotografen, Videografen und Handyknipser aus der Kapelle rausgeholt. Die Sänger eingeschaltet und Carmelo den langen Innenkorridor zum Begleiten seines Schatzes – langsam (piano, piano Carmelo!) gehen lassen.

Er hat den Gang bis zur Kapellentür sichtlich genossen und auch die paar Schritte von der Tür zum Altar noch dazu. Bevor er seine bambina dem Bräutigam überlassen hatte, rückte er noch ihre Halskette, ein Schmuckstück aus der Familie vielleicht, liebevoll zurecht.

Ritualgestaltung

Ritualgestaltung: "reden" allein ist kein Trauritual

Ritualgestaltung - Trauurkunde

Kann Ritualgestaltung „frei“ von Normen und Regeln funktionieren? Ich nehme ein genormtes DINA4 Blatt in der Hand, es anzuschauen – diese langweilige 21 x 29,7 cm Fläche – macht mich wahnsinnig. Es beschränkt mich in meiner Kreativität. Ich fang an, das Blatt zu trimmen: die oberen Ecken habe ich mit der Schere rund geschnitten, die untere Kante schräg geschnibbelt. Daraus wird das ungewöhnlichste und originellste Irgendetwas…

Nun lasse ich das Blatt durch meinen Drucker gehen, der Rechner piepst und schickt die tolle Geschichte, Digit nach Digit – 1000100100010001001000 – durch zum Gerät. Nur zu dumm, denn mein Drucker kann meine Kreativität nicht verstehen, das Gerät macht ein furchtbares knarziges, kratziges Geräusch und blockiert sich. DIN A4 Format nicht erkannt, das Blatt schräg auf die Trommel eingezogen, Papierstau. Ich öffne den Deckel und ziehe das Ergebnis raus – Papiermüll. Ritualgestaltung ohne jegliche Regeln ist nix.

Normen und Standards beschränken nicht, sie definieren Schnittstellen und Kompatibilität in der interhumanen Kommunikation und ermöglichen letztendlich den Konsens. In Anbetracht dessen, kann eine „Trauung“ auch nicht „frei von Regeln“ sein. Im Gegenteil, die Rahmenbedingungen die mir die Normen anbieten, garantieren, dass die Botschaft (in dem Fall auch Zweck meiner Traurede) ankommt – an das Paar und an die anwesenden Gäste. In diesem Rahmen kann sich die Kreativität unendlich entfalten. Beliebigkeit dagegen führt, wie in dem Beispiel mit dem Drucker, zum Scheitern. Was bleibt ist Papiermüll.

Freier Theologe vs. Trauredner

Freier Theologe versus Freier Trauredner

Freier Theologe vs. Trauredner: Eine Forumsdiskussion

Zitat aus einem …/hochzeits-forum/

User X: "Ich muss allerdings zugeben, dass mich das Wort Theologe zwar etwas abschreckt, weil wir absolut nichts Kirchliches in unserer Trauung wollen, aber ich glaube dazu sagtest du (User Y) auch schon was.“ […]

User Y: "Ich hatte Dir ja schon mal eine PN zu Deiner ersten Frage nach diesem Thema geschickt, aber ich schreibe hier auch gerne nochmal etwas für die "Öffentlichkeit".
Zunächst mal kann ich mir schwer vorstellen, dass "freie Theologen" prinzipiell günstiger sind als "freie Redner". Schließlich kann sich jeder Honk "Redner" nennen, wogegen die freien Theologen immerhin ein Studium haben. Zumindest kenne ich das so. […] Ich würde daher sogar eher davon ausgehen, dass die freien Redner (zumindest die ohne spezifische Ausbildung… sicher wirds da auch genug mit akademischer Ausbildung geben, Philosophen etc.?) günstiger sind.” […]

Lieber User X, das Wort Theologe sollte dich nicht abschrecken. Es ist eine Berufsbezeichnung, es definiert die Natur der Arbeit, die eine Person ausübt, nicht aber die Orientierung dieser Person. Wenn der Theologe auf das „Kirchliche“ reduziert wird, sollte man – in gleichen Kategorien denkend - dasselbe über den „Redner“ behaupten und sagen: er „redet“ nur. Eine (Trau)Zeremonie ist nach meinem Verständnis mehr als nur eine „Rede“. Sie besteht aus Wort, aus Stille, aus Gesang, aus Handlungen etc.
So gesehen, läuft es darauf hinaus zu behaupten, dass ein Redner statisch vor seinem Pult steht und referiert, während der Theologe mit einer Sprühdose voller Bibelzitaten umherläuft und Paare mit „Segnungen“ besprüht.

Hallo User Y, es sind immer die Menschen, die den Unterschied "Freier Theologe vs. Trauredner" machen. Für manches Paar ist die Zeremonie wichtiger als für manch anderes. Manche setzen die Arbeit des Zeremoniegestalters ganz oben auf der Prioritätenliste, andere betrachten sie allgemein als Dienstleistung. Dementsprechend sind sie auch unterschiedlich bereit, die Vorbereitungen und die Durchführung ihrer Trauung zu entlohnen.

Segnung und Trauung gleichgeschlechtlicher Paare

Die Segnung und Trauung gleichgeschlechtlicher Paare war früher ein Tabuthema. Als einer der ersten Theologen/Trauredner in Deutschland habe ich es gewagt, das Paar zu trauen. Was mich bei dieser außergewöhnlichen Hochzeit am meisten beeindruckt hat, waren die Worte des Partners – des Mannes oder doch der Frau, oder des Mannes des Mannes oder der Frau im Manne – egal, wie man es betrachtet.

Tatsächlich wusste ich diese zwei beim ersten E-Mail Kontakt nicht richtig zuzuordnen, zumal im Schreiben von „freudiger Erwartung“ die Rede war. Ich habe sie auf ihrem Weg zur Trauung begleitet. Ein dreiviertel Jahr voll minuziösen Planungen, Treffen in Passau, Treffen in München, Skype Gesprächen und unendlichen WhatsApp – hin-und-her Schreiben.

„East meets West“ könnte ich in dem Fall mit „chinesische Perfektion“ trifft „deutsche Gründlichkeit“ übersetzen. Und die haben meine routinierte Erfahrung außer Kraft gesetzt. Allein die Sequenz /Ringwarming -> Handfasting -> Ringtausch -> Treueversprechen/ hat mich zwei volle Stunden gekostet und wurde bis ins Detail geübt. Der Stoff aus dem das Band für Handfasting gemacht wurde genau analysiert, das Anstecken der Trauringe in Echtzeit geprobt…

Ca. 17 Seiten autobiografische Beichten-ähnliche Erzählungen wurden mir gemailt. Aber Achtung: Nicht alles was einem anvertraut wird, ist auch für die Öffentlichkeit bestimmt. Das schwierigste daran ist es, die Absicht dieser Menschen „richtig“ einzuordnen, ihre mir anvertrauten Informationen zu verarbeiten und daraus ein authentisches Bild zu vermitteln. Ein großer Teil davon sind es – wie ich so oft in den Jahren einschätzen konnte – intime „Offenbarungen“. Um sich von einem Mitmenschen verstanden & bestätigt zu fühlen? Vielleicht. Habe ich dieses Vertrauen, Segnung und Trauung gleichgeschlechtlicher Paare durchzuführen verdient? Vielleicht…

Einiges hat es an dem Hochzeitstag NICHT geklappt. Das Wetter draußen, die Spirale nur halb, vielleicht die Farbe einer Blume, die Deko. Aber R., der Mann, oder die Frau, oder die Frau im Manne sprach in seinem Ehegelübde u.a.: „It’s not important if this day is as perfect or just half so beautiful as we might have expected. The most important is, we have been together for so many years and we are going to be happy together in a complete family* [more words in Chinese] ….”

A complete family? Ob es mit dem Nachwuchst geklappt hat, weiß ich nicht, da R. weiter auf Chinesisch sprach ?


Lieber Ino, so langsam kommen wir wieder "runter" und der Alltag holt uns ein. Gestern haben wir uns die Zeit endlich genommen, in Ruhe die vielen Karten mit den Glückwünschen und den Geschenken anzuschauen. Es war für uns auch eine erneute Zeit der Erinnerung, die uns einige Tränen der Rührung hervorgezaubert hat. Auf diesem Wege möchten wir uns schon einmal vorab bei Dir bedanken für Deine wundervolle Rede und den kompletten Zeremonieablauf.
Herzliche ❤ Grüße aus München, M & R

Theologe Inocentiu Fron – ein Interview mit dem Trauredner

Theologe Inocentiu Fron

Theologe Inocentiu Fron

INOCENTIU FRON BEGLEITET BRAUTPAARE IN FREIEN ZEREMONIEN: WAS REIZT IHN AN DIESER ARBEIT? UND WIE IST DAS, WENN MAN REGELMÄßIG DEN UNTERSCHIEDLICHSTEN PAAREN HILFT, DEN BUND FÜR'S LEBEN ZU SCHLIEßEN?

"Inocentiu Fron, Sie sind seit Jahren als freier Theologe bzw. Trauredner tätig. Ist Trauredner Ihr Traumjob?"

Als ich vor 16 Jahren meine erste freie Trauung in einem Park in München durchgeführt habe, kannte ich den Begriff „Trauredner“ nicht. Ich kam als Theologe und wollte nur „weiter machen“ - als Seelsorger vielleicht. Nach einigen Recherchen im Web entdeckte ich die Seite der Arbeitsgemeinschaft Freier Theologen (AGFT). Die Idee fand ich faszinierend, doch eine solche Tätigkeit außerhalb der Kirche ergab für mich noch keinen Sinn. Diese erste von mir geführte Trauzeremonie wurde so etwas wie ein kleiner, wackeliger und von Unsicherheit begleiteter Schritt. Jetzt nach vielen Jahren weiß ich, dass die Entscheidung richtig war. Und ja, die Zeremonie-Gestaltung wurde für mich mit der Zeit ein TRAUM aber doch kein JOB.

"Was ist das für eine Stimmung, wenn man vor den Paaren steht, die sich ein Eheversprechen geben?"

Das kann ich so nicht beschreiben. Manchmal schweben die Gefühle hin und her: Aus welchem Grund entstehen die emotionalen Augenblicke während sich zwei Menschen zu ihrer Liebe bekennen und diese vor ihren Familien und Freunden öffentlich machen? Ich glaube es ist ihr persönliches Charisma, das an der Oberfläche auftaucht, weil sie es Liebe-voll ernst mit ihrem Leben meinen. Ihre Absicht in einer freien Zeremonie zum Ausdruck zu bringen erfordert (für manche zumindest) sehr viel Mut und wenn sie in diesem besonderen Augenblick sich trauen, mit eigenen von Herzen ausformulierten Versprechen das Ja-Wort zu geben, dann strahlt eben dieses Charisma hinaus. Die Gäste spüren es, ich aus nächster Nähe am stärksten.

"Wie sind Sie zu dem Beruf gekommen?"

Als Ministrant wollte ich keine Trauung oder auch keine Taufe in der Kirche vermissen. Ich mochte die feierliche Atmosphäre, die Musik, vor allem gefielen mir die Augen der Menschen, die wie imaginäre Fluchtlinien in Richtung des Geschehens strahlten. Das war immer meine Berufung. Zum beruflichen Freien Theologen und Trauredner kam ich, wie bereits erwähnt, durch einen befreundeten Kollegen.

"Wie sieht eine normale Begleitung bei Ihnen aus?"

Ich bin auch Mediendesigner von Beruf und wer in der Branche arbeitet, meidet sich als „normal“ zu bezeichnen. Und so ist es mit der Begleitung meiner Paare auch. Es fängt an mit der Gestaltung der Homepage, google Analyse, regelmäßig das Handy nach Anfragen checken, Paare einladen, Termine im Outlook eintragen und dann, dann steht das Paar vor der Tür: Nun ist Schluss mit Hektik – wir sitzen lange in meinem „little office“, trinken Kaffee oder Tee und „scannen“ uns gegenseitig. Es geht in dieser Phase ebenso wenig um Musik, Hochzeitskleider oder Location, es geht vorerst ums Kennenlernen, Persönlichkeitscheck, Sympathiemessung, Storytelling (erzählen Sie Geschichten, keine Märchen!), Glaubensrichtung, Überzeugungen, und auch ein wenig um die gestalterischen Möglichkeiten.

"Wenn der Sohn/die Tochter des Nachbarn Sie nach dem Beruf fragen würde, was würden Sie antworten?"

Die Jungs von heute wollen alle Fußballer werden, die Mädchen Supermodels. Würde ich sie über eine brillante Karriere als „Zeremonienleiter“ aufmerksam machen, würde ich vielleicht ein Grinsen als Antwort bekommen. Oder vielleicht nicht: Auf Hochzeiten erlebte ich Mädchen, die ein großes Talent und Gespür für Zeremonielles zeigten, Buben beschäftigten sich gerne mit der Tonanlage, damit die musikalische Begleitung auch gelingt. Ich würde die Nachbarskinder ermutigen, im Religions- bzw. Ethikunterricht eine Zeremonie zu gestalten und durchzuführen – als Übung eben.

"Welche Voraussetzungen müsste er/sie mitbringen?"

Charisma, künstlerische Fähigkeiten, Idealismus, Balance und Empathie und vor allem Kommunikationstalent. Eine Zeremonie ist Medium, man kann dadurch viel Positives transportieren.

"Gibt es bei den Zeremonien auch mal lustige Begebenheiten, oder ist das alles immer feierlich ernst?"

Sehr unterschiedlich. Zwischen lustig und ernst gibt es eine immense Palette an Stimmungslagen. Ich würde den Begriff „lebendig“ anstatt „lustig“ verwenden. Je weiter Richtung Süden, desto lebendiger soll die Atmosphäre werden. Im Norden sind die Menschen zurückhaltender, das heißt aber nicht, dass sie humorlos sind. In Northamptonshire, England wurde mir einen Clown beigestellt, der zwischendurch Ausrufe avancierte wie: „Brilliant, you m’duck!“.

"Fällt Ihnen eine Begebenheit bei einer freien Trauung ein, die Sie Ihr Leben lang nicht vergessen werden?"

Ja, ganz am Anfang bei meiner vierten oder fünften Trauung auf einem Bio-Gutshof in Österreich. Ich war sehr aufgeregt und voll auf die Umgebung konzentriert. Irgendwann merkte ich eine Gruppe von Männern in Sportanzüge, die die Trauung in dem eingezäunten Gärtchen verfolgten. Später beim Essen auf der Terrasse des Hotels kam ein zehnjähriger Bub mit einem Bierdeckel in der Hand und fragte mich, ob ich mit ihm zum Foyer gehen würde. Er hätte gerne ein Autogramm eines Fußballers und ich sollte für ihn übersetzen. Die Männer in Sportanzug waren Spieler des FC Napoli. Ich sagte einem der Männer, er soll bitteschön eine gute Tat tun und dem Kind seinen Namen auf dem Bierdeckel kritzeln. Und er antwortete ohne zu zögern: Si Padre, certo! Kurz drauf kamen weitere Hochzeitsgäste dazu – alle mit einem Bierdeckel in der Hand.

"Was bedeutet es Ihnen freier Theologe bzw. Trauredner zu sein?"

Kurzgefasst: Die Durchführung alternativer Zeremonien ist für mich, nach zahlreichen Jahren positiver Erfahrungen, eine Leidenschaft geworden. Diese Arbeit bringt mir Erfüllung, denn die zeremonielle Gestaltung ist, neben meiner aktuellen Tätigkeit als Grafiker, Teil meines Lebens.

* Der Theologe Inocentiu Fron ist aktiv als Trauredner und Moderator in MünchenRegensburg, Nürnberg, Passau, in Deutschland sowie überall in Europa